Vorbereitungsseminar in Lusaka
An sich eine gute Idee, einzig der Weg dorthin wurde zum Problem. Dass Reisen in Sambia nicht besonderns komfortabel ist, war uns schon im Vornherein mehrfach gesagt worden, doch als wir nach fünfeinhalb Stunden Minibusfahrt auf holprigen Straßen und eingequetscht mit ca. zwanzig weiteren Mitreisenden endlich aussteigen konnten, mussten wir uns eingestehen, dass wir eigentlich keine Vorstellung gehabt hatten.
Umso schöner war es dann, alle wiederzusehen. André arbeitet bei der Boy´s Secondary School in Kafue nahe des Kafue Rivers und, wiedervereint mit den anderen Brot-Freiwilligen, haben wir sehr schöne eineinhalb Tage bei ihm verbracht.
Die Zeit, die wir dort verbracht haben, war wirklich schön. Wir haben viel Neues über das Land und die sambische Kultur gelernt, vor allem aber haben wir Lusaka unsicher gemacht und hatten Spaß mit den anderen weltwärts-Freiwilligen. Insgesamt waren wir fünfzehn Freiwillige aus vier Entsendeorganisationen, von denen fast alle im Umkreis von Choma und Livingstone leben. Beide Orte sind nicht allzu weit von uns entfernt, von daher hoffe ich, dass wir schon bald die Projekte der anderen besuchen dürfen.
Nun aber zurück zum Seminar: Den Montag haben wir vor allem dazu genutzt, uns besser kennenzulernen, und zwar mithilfe von Kennlernspielen und weiteren gruppendynamischen Methoden, ohne die ein Seminar kein richtiges Seminar ist.
Nachmittags stand ein Besuch bei der deutschen Botschaft an, zu dem wir vom Botschafter höchstselbst eingeladen worden waren. Hier wurde uns viel über aktuelle politische Problematiken in Sambia allgemein und im Zusammenhang mit den bilateralen Beziehungen zu Deutschland im Speziellen vermittelt, was für mich persönlich sehr spannend und neu war. In einem leichteren Kontext hat der Botschafter Herr Burchard für das Auswärtige Amt als Arbeitgeber geworben und uns zum Tag der deutschen Einheit zu einer Feier in der Botschaft eingeladen. Wir werden am 3. Oktober also wieder in Lusaka erscheinen.
Den Dienstag haben wir damit verbracht, durch Lusaka zu spazieren und im National Museum einen Hauch von Kultur abzubekommen. Zusammen mit dem Wunsch, einmal nach Kabwe zu reisen und die Fundstelle des Broken Hill Man zu besichtigen.
Mit diesem Input sind wir dann auch in den nächsten Tag gestartet, der in der Tat sehr informationslastig war und Themen von Hochzeiten über Beerdigungen und Höflichkeitsformen bis hin zu Verhütung und HIV/Aids umspannte. Hoffentlich kommen wir in nicht allzu viele Situationen, in denen wir dieses Wissen brauchen werden...
Am Donnerstag haben wir mit der Organisation "in&out of the ghetto" eine Führung durch den Bauleni Compound gemacht, in dem circa 45 000 Menschen ansässig sind. Trotz anfänglicher Bedenken, das Gelände und die dort lebenden Menschen wie einen Zoo zu besuchen, empfand ich die Tour als sehr angenehm und beeindruckend. Die Menschen, denen wir begegnet sind, haben uns wie in Sambia üblich sehr herzlich empfangen und schienen sich aufrichtig über unser Kommen zu freuen.
Dazu muss gesagt werden, dass 80% der Bevölkerung von Lusaka in ähnlichen Compounds wohnt und auch wenn einem die dortigen Lebensumstände sehr ärmlich vorkommen, gibt es überall engagierte Menschen mit kleinen und großen Ambitionen, die Besserung und Perspektiven schaffen wollen.
Nach dem Besuch im Ghetto (dieser Name ist von den Bewohnern des Compounds selbst gewählt), ging es für uns wieder zurück zur Gossner Mission.
Anlässlich des letzten Tages durften wir traditionell sambische Gerichte essen und vorher zubereiten. Es gab Okra, Spinat, verschiedene Erdnussaußen, Auberginen, Kapenta (getrocknete oder frische, sehr intensiv schmeckenden kleine Fische) und Caterpillar (viel Spaß beim Googeln!). Dieses wird zusammen mit Nshima gegessen, einer aus Maisbrei bestehenden, knödelartigen Masse, die in Afrika zu fast allen Mahlzeiten gegessen wird. Alles zusammen eine sehr leckere und auch klebrige Angelegenheit.
Am Freitag ging es dann wieder zurück nach Hause, mit einer Übernachtung in Choma bei Laurenz. Diesmal waren wir schlauer und sind mit dem Reisebus gefahren, der definitiv bessere Federungen und eine größere Beinfreiheit als ein Minibus besitzt. Dafür ist er auch fast doppelt so teuer...
... und das war es von unserer Reise in die Zivilisation, wir sind jetzt wieder gut Daheim im Nirgendwo namens Sinazeze angekommen.
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