Begleitseminar
Letzte
Woche sind wir zu unserem dritt-letzten und (meiner Meinung nach)
bisher interessantesten Seminar nach Ndola gefahren. Für die
Geographieinteressierten unter uns: Ndola liegt etwa 300 km nördlich von
Lusaka im sogenannten Copperbelt, in welchem Sambias berühmte Kupferminen zu finden
sind. Leider und zu unserer Überraschung sind diese jedoch mittlerweile zum
größten Teil stillgelegt.
Offiziell
startete das Seminar am Dienstag Abend in der Gossner Mission bei einem entspannten Abendessen mit allen Brot-Freiwilligen bis auf Lina, deren Projekt wir am folgenden Tag besuchen und die wir auf dem Weg abholen wollten.
Lina arbeitet im Ranchhod Community Service and Hospice in Kabwe zur Unterstützung der
Bewohner in einem von Sambias größtem Compounds. Auf dem Gelände der Organisation befindet sich ein Hospiz, in welchem bis zu zwanzig schwerkranke Menschen unter klinischer Aufsicht in Ruhe ihren letzten Weg gehen können. Wo das möglich ist, nehmen KrankenpflegerInnen des Hospizes auch Hausbesuche vor.
Ebenfalls auf dem Gelände der Organisation befindet sich eine Art
Vorschule für Waisenkinder, welche hier mit Frühstück und Mittagessen, sowie Grundlagen im Lesen und Rechnen versorgt werden. Im sambischen Schulsystem müssen Kinder nämlich vor ihrer Einschulung ein
wenig rechnen und lesen können. Leider gibt es für solche Vorschulen
keine staatliche Unterstützung, weshalb sie, wenn sie nicht gerade einer Organisation angehören, meistens
privat sind und sehr hohe Gebühren verlangen. Kinder, welche das zweifelhafte Glück haben, im Projekt aufgenommen worden zu sein, werden ihre gesamte Schullaufbahn hindurch
vom Projekt betreut und unterstützt.
Daneben bietet das Hospiz kostenlose HIV-Tests, Baby-Wiegen,
Milchpulverausgaben für Mütter, die nicht stillen können, und monatliche Essensausgaben für alte Damen ohne familiäre Unterstützung an. Das Ranchhod Community Service and Hospice wirkt somit in vielen verschiedenen Bereichen zur Unterstützung der in der Umgebung lebenden Menschen.
Nach dem Projektbesuch in
Kabwe ging es für uns Freiwillige und Heidrun weiter nach Ndola. Dort haben wir Sibylle und
Bertram kennengelernt, welche beide für das italienische Projekt Cicetekelo zur Unterstützung von Straßenkindern arbeiten.
Mit fast einhundert Mitarbeitern ist dieses Projekt das bisher größte, welches ich hier in Sambia gesehen habe. Es umfasst ein Waisenhaus, eine Schule, eine riesige Sportanlage, Ausbildungszentren in Mechatronik (Bertrams Einsatzgebiet), Tischlerei und Landwirtschaft, sowie Essensausgabestellen und Schulen (Sibylles Tätigkeitsort) direkt im Compound von Ndola. Zudem beschäftigt es mehrere italienische Freiwillige, welche wir bei einem Bessuch bei Sibylle und Bertram kennenlernen durften.
Dabei ist das Projekt in der Lage, sich zu großen Teilen selbst zu finanzieren. Dies geschieht vor allem durch Gewinne in den Eisdielenfilialen Gigi Bonta, welche ebenfalls zum Projekt gehören und in allen größeren Städten Sambias zu finden sind. Wie wir in einem kühnen Selbstversuch getestet haben, schmeckt das Eis dort, als befände man sich wirklich in Italien und dass man beim Essen etwas Gutes tut, versüßt den Genuss noch mehr. 😍
Zusätzlich zu Cicetekelo haben wir auch die Projekte der in Ndola ansässigen Herrnhuter Brüdergemeinde besucht. Diese befinden sich zum großen Teil noch in der Anfangsphase, doch war es interessant, sich den Entstehungsprozess solcher Projekte ansehen zu können.
Die Herrnhuter Brüdergemeinde oder (engl.) Moravian Church besitzt zwei Grundstücke in Ndola: eins innerhalb der Stadt und ein weiteres im Compound. Als Einkommensbeschaffungsmaßnahme für die Gemeinde wurde mit dem Bau von Fischteichen und einer Schweinezucht im Compound begonnen, deren Produkte in der Stadt verkauft werden sollen. Zusätzlich werden auf dem Gelände der Kirche Ausbildungszentren für Tischlerei, und Näherei, sowie Computerkurse gebaut. Eine Schule ist in Planung. Übrigens wurden André und Laurenz hier gleich zum Fischfang engagiert.
Als Kulturprogramm diente uns der Besuch des UNO-Denkmals für den schwedischen UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld. Dieser verstarb am 18. September 1961 bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz im damaligen Grenzgebiet zwischen der kongolesischen Provinz Katanga und Nordrhodesien, dem heutigen Sambia.
Die genauen Ursachen des Unglücks sind bis heute ungeklärt, doch wird vermutet, dass sie mit Hammarskjölds Bemühungen bei der Vermittlung im Konflikt zwischen dem gerade unabhängig gewordenen Kongo und der rohstoffreichen, abgespaltenen Region Katanga zusammenhängen.
Am letzten Tag übernachteten wir im Freien am Lake Kashiba, einem kleinen, sehr tiefen sogenannten "Sunken Lake", welcher durch den Einsturz von vom Wasser ausgewaschenen Kalkhöhlen entstanden ist. Dort hatten wir nach sehr langer Zeit auch wieder einmal die Möglichkeit, ohne Angst vor Krokodilen, Nilpferden oder Bilharziose baden zu gehen.
Und nun... sind wir wieder in unserem eigenen Projekt bei KDF angekommen - mit vielen Impressionen und Ideen im Gepäck, die wir umsetzen wollen.
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